Dichterleben
Roman,
Hamburg 1976, (Hoffmann und Campe)
München, 1981 (DTV)
Würzburg, 1995 (Bergstadtverlag)
Der Künstlerroman, in dem das Leben, die Lebens- und Schaffenskrisen des Dichters Achim Reichsfelder erzählt werden, weist aurobiographische Züge und Anspielungen auf Pionteks Lauinger und Dillinger Zeit auf, ist aber dennoch als fiktiver Roman zu lesen.
Klappentext:
Der Mensch lebt durch den Kopf. Aber reicht der Kopf aus für das Leben eines Künstlers? Wie lebt ein Künstler in unserem, wie Hermann Hesse es nannte, »feuilletonistischen Zeitalter«?
Heinz Piontek geht in seinem Roman diesen Fragen nach, er erzählt die Lebensgeschichte eines Dichters: das Leben des Achim Reichsfelder aus der kleinen Stadt Dissingen zwischen Augsburg und Ulm, der in jungen Jahren wie der arme B. B. »in die großen Städte ging« - nach München -, und den dann die Leistungsgesellschaft mit Haut und Haaren fraß. Die erste, die zweite Ehe gescheitert. Mißerfolge, Rückschläge: mit Vierzig hängt Reichsfelder seinen Beruf an den Nagel. er zieht sich aus einer Öffentlichkeit zurück, die nur und ausschließlich Er-folg von ihm verlangte. Nach Jahren wird er von einem Studenten aufgestöbert. der den Älteren wieder in den Ring stellen und ins Geschäft bringen will: ein Paar. die beiden. wie Don Quijote und Sancho Pansa - das Jahr ihrer Gemeinsamkeit ist der Rahmen des Romans, in den der Lebenslauf Reichsfelders eingelassen ist. reich an Figuren und Schicksalen. Ein Künstlerleben also, das Leben eines deutschen Schriftstellers. Vom Gedicht um seiner selbst willen bis zum Schreiben als Beruf. bis zum Feuilleton, bis zu jenem Moment, in dem Reichsfelder - »so zugerichtet von einem gottverdammten Gewerbe« - aufgibt, »aussteigt« und versucht, als Übersetzer über die Runden zu kommen. Das Schicksal eines »freien« Schriftstellers in einer vom Massenkonsum geprägten Gesellschaft, mitten im realistisch porträtierten »literarischen Leben« der Bundesrepublik und dem Verschleiß dieses literarischen Lebens jahrelang ausgesetzt -vom Selbstbewußtsein des Anfängers bis zu Selbstmordgedanken des Gescheiterten, von frühem Ruhm bis zum Zwang der nie erreichten Großauflage, vom lyrischen Elan bis zum künstlerischen Zerfall.
Dieses Thema hat Tradition in der deutschen Literatur, denkt man an Eichendorff, an Mörike, an Hermann Hesse; hier ist es modern erzählt, Pionteks sensible Sprache schafft einen neuen poetischen Realismus, sie läßt sogar einen Humor zu, der dem zartbitteren, tapferen Humor Gottfried Kellers nahe verwandt ist. Ein poetischer Roman, wie er seit dem Krieg nicht mehr geschrieben wurde - und zugleich ein bitterer Report über Existenz und Gefahrdung des geistigen Menschen in unserer Zeit.
Rezensionen (Auswahl):
Horst, Eberhard: Vor dem Büchner-Preis. Der zweite Roman des Lyrikers Heinz Piontek. In: Rheinischer Merkur, Nr. 38, 17.Sep. 1976, S. 29.
Wallmann, Jürgen P.: Ein Poet gibt auf. Heinz Piontek greift hinein ins volle Dichterleben In: Deutsche Zeitung / Christ und Welt, Nr.32, 6.Aug. 1976, S.10.