Sehnsucht nach München
Heinz Piontek lebte 40 Jahre in der bayerischen Hauptstadt, einer Stadt der Künstler. Sie ist ihm - nach der "schwäbischen Provinz" - zur zweiten Nachkriegsheimat geworden.
In einem 1990 geführten Gepräch, das in der Publikation "Kulturpolitische Korrespondenz " der Stiftung Deutsche Kultur im östlichen Europa – OKR erschien, äußert sich Heinz Piontek zu seiner bereits früh vorhandenen Sehnsucht nach München.
FRAGE: Die meiste Zeit Ihres bisherigen Lebens haben Sie in München verbracht. Ist Ihnen die Stadt zur Heimat geworden, oder ist diese für Sie weitgehend eine konturlose Stadt geblieben mit "einem Grundriß, der einem Schwall Wasser ähnelt, den man ausgeschüttet hat...", wie Sie in Ihrer Geschichte "Einen alten Stich betrachtend" schreiben.
ANTWORT: Die Stadt München - und das kann man schon im ersten Band meiner Autobiographie "Zeit meines Lebens" nachlesen -, dieses München hat mich allerdings sehr früh angezogen; ich war vielleicht zwölf, dreizehn Jahre, war gewissermaßen ein grüner Flachlandtiroler aus der oberschlesischen Provinz, und ich kannte damals von der Stadt München nicht viel mehr als einen Hauch. Aber dieser Hauch, dieses Atmosphärische einer Großstadt in Alpennahe, besonders offen für die Künste und die Künstler: das erzeugte in mir eine Wunschkraft, die sich nicht eher zufrieden gab, bis ich ein Einwohner Münchens geworden war. Zu einem halben Einwohner hatte ich es ja schon in meiner "seltsamsten Zeit" gebracht, wovon meine "Stunde der Überlebenden" ausführlich handelt. Was mir München heute bedeutet, nachdem ich ungefähr dreißig Jahre, also etwa die Hälfte meiner bewußten Lebenszeit, hier verbracht habe, das ist für ein Gespräch für das unsrige ein zu weites Feld, dazu kann ich bloß andeutungsweise sagen: Meine Entscheidung für München habe ich nicht bereuen müssen.